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Sabotage am Meeresgrund: Wie kann Europa sich schützen?

ByIndian Admin

Mar 18, 2025
Sabotage am Meeresgrund: Wie kann Europa sich schützen?

Sonntag, 17. November, gegen 10 Uhr: Die Systeme des litauischen Telekomanbieters Telia melden eine Störung. Der Datenverkehr auf dem BCS-East-West-Interlink bricht zusammen. Rund ein Drittel des Internetverkehr Litauens läuft zu diesem Zeitpunkt über dieses Unterseekabel. Es liegt am Grund der Ostsee und verbindet Litauen über die Insel Gotland mit dem schwedischen Festland.

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Rasch ist klar: Grund für den Unterbruch ist keine technische Störung. In der Nacht auf Montag wird mit C-Lion1 ein weiteres Datenkabel südlich der Insel Gotland beschädigt. Der Verdacht verdichtet sich: Es handelt sich wohl um Sabotage.

Der chinesische Frachter «Yi Peng 3» hat sich in diesem Gebiet auffällig verhalten.

Die «Yi Peng 3» ist ein Schüttgutfrachter mit Baujahr 2001, der seit mehreren Jahren unter chinesischer Flagge fährt. Ab Frühjahr 2024 läuft das Schiff wiederholt russische Häfen an, etwa Nachodka, nahe Wladiwostok am Pazifik, oder Murmansk am Arktischen Ozean. Und eben auch Ust-Luga in der Ostsee, wo es zum Vorfall kommt.

Am 21. Dezember fährt die «Yi Peng 3» weiter Richtung Ägypten. Zuvor durften Ermittler aus Dänemark, Finnland, Schweden und Deutschland an Bord des Schiffes gehen, das wochenlang ausserhalb dänischer Gewässer in der Meerenge Kattegat gelegen hatte. Was die Ermittler gefunden haben, ist nicht bekannt. Dass jemals eine Person wegen der mutmasslichen Sabotage zur Rechenschaft gezogen werden kann, ist zu bezweifeln.

Unterseekabel sind das Rückgrat des Internets. Sie verbinden die Kontinente mit ihren Glasfasern. Durch sie fliessen praktisch alle Daten des Internets, aber auch Telefongespräche. Doch obwohl die Leitungen extrem wichtig sind, liegen sie praktisch ungeschützt am Meeresgrund. Ein Schiffsanker reicht, um sie zu beschädigen.

Die Reparatur eines Unterseekabels ist kompliziert und aufwendig. Im Fall des C-Lion1-Kabels wird für die Reparatur die «Cable Vigilance» aufgeboten. Das knapp 20-jährige Schiff gehört der malaysischen OMS Group und fährt unter französischer Flagge. Es wurde nach einem Umbau 2022 als Kabelschiff in Betrieb genommen.

Die «Cable Vigilance» fährt von der nordfranzösischen Hafenstadt Calais in die Ostsee und beginnt am Montag, 25. November, mit den Reparaturarbeiten am Kabel C-Lion1. Dazu hat das Schiff einen Unterwasserroboter an Bord.

Nun zieht ein Kran das Kabelende an Bord. Dort hat die «Cable Vigilance» ein passendes Zwischenstück geladen.

An Bord wird das Kabelende unter Schutzatmosphäre mit dem Zwischenstück verschmolzen und wieder versiegelt. Die Kabel, die in flachen Gewässern wie der Ostsee liegen, sind etwa so dick wie ein Gartenschlauch. Mehrere Panzerungsschichten umhüllen die Glasfasern.

Schliesslich wird auch das andere Kabelende mit dem Zwischenstück verbunden, und das reparierte Kabel wird wieder im Meer versenkt. In manchen Fällen vergräbt der Unterwasserroboter die neue Kabelschlaufe zusätzlich.

Die Reparaturarbeiten am Kabel C-Lion1 verlaufen rascher als geplant und sind nach vier Tagen, am späten Donnerstagabend, 28. November, abgeschlossen.

Sabotageakte in der Ostsee häufen sich

Der Vorfall mit der «Yi Peng 3» in der Ostsee ist kein Einzelfall. In den letzten Jahren kam es weltweit mehrmals zu mutmasslicher Sabotage an Kabeln und Pipelines. Im Verdacht stehen zwei Staaten: Russland, das von Sabotage in der Ostsee profitiert, und China, das man hinter Beschädigungen rund um Taiwan vermutet.

Die vermehrten Vorfälle mit Unterseekabeln lassen den Schluss zu: Russland und China setzen Sabotage offensichtlich als Mittel ein, um gegen andere Staaten vorzugehen. Die Sabotage ist Teil einer verdeckten Kriegsführung, die sich gegen die Anrainerstaaten der Ostsee und gegen Taiwan richtet.

Oft haben die Ausfälle der Unterseekabel gar keine grösseren Folgen für den Datenverkehr. Aber sie können Verunsicherung auslösen. Genau das wollen Russland und China mit ihren verdeckten Aktionen offensichtlich erreichen.

An Weihnachten beschädigte die «Eagle S» in der Ostsee insgesamt drei Kabel zwischen Finnland und Estland sowie eines zwischen Finnland und Deutschland. Dies hatte laut offiziellen Angaben keine signifikanten Auswirkungen.

Ebenso beim Zwischenfall mit der «Yi Peng 3» im November: Für die normale Bevölkerung war der Unterbruch nicht spürbar, weil es genügende andere Verbindungen gibt. Eine technische Untersuchung sprach einzig von gewissen Verzögerungen bei der Übertragung, allerdings nur bei 20 bis 30 Prozent der Datenpakete.

Rasche Reparatur der Kabel ist wichtig

Zu Schäden an Unterseekabeln kommt es häufig. Jährlich gibt es 150 bis 200 Unterbrüche, wie die Internationale Fernmeldeunion schätzt. Dabei handelt es sich meist nicht um mutwillige Aktionen, also um Sabotage, sondern um versehentliche Beschädigungen.

Die Datenverbindungen am Meeresgrund zu schützen, ist schwierig. Eine lückenlose Überwachung der Meeresgebiete, wo die Kabel verlaufen, ist nicht möglich. Trotzdem können verstärkte Patrouillen in der Luft oder zu Wasser eine abschreckende Wirkung haben.

Im Januar hat die Nato eine Mission in der Ostsee gestartet, um die Gewässer mit Schiffen, Drohnen und Flugzeugen stärker zu überwachen. Diese Präsenz soll Sabotageaktionen gegen Unterseekabel verhindern. Mutmassliche Sabotageaktionen lassen sich so zudem rascher entdecken. Die Sicherheitskräfte können das Schiff, welches das Kabel beschädigt hat, identifizieren und allenfalls anhalten.

Nicht jeder Unterbruch hat die gleichen Auswirkungen. Zwischen Europa und den USA gibt es zum Beispiel so viele Datenkabel, dass ein oder zwei beschädigte Kabel noch nicht zu einem grösseren Zusammenbruch des Datenverkehrs führen würden.

Anders sieht das bei Island aus, das nur über vier Unterseekabel mit dem Internet verbunden ist. Satellitenverbindungen

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