Hi Welcome You can highlight texts in any article and it becomes audio news that you can hear
  • Tue. May 6th, 2025

INTERAKTIV

ByIndian Admin

May 5, 2025
INTERAKTIV

Fossiler Anteil im deutschen Strommix so hoch wie zuletzt 2018 – Zahlen zur Energieversorgung, täglich aktualisiert

Wie wirken sich die Energiewende und die Abkehr von russischem Gas auf die Strom- und Gaspreise aus? Alle Zahlen, tagesaktuell.

Wer heute einen Gas- oder Stromvertrag abschliesst, zahlt immer noch mehr als vor der Energiekrise. Die folgende interaktive Karte zeigt die tagesaktuellen Strom- und Gaspreise für eine vierköpfige Familie in Ihrem Ort sowie einen Vergleich mit dem Vorkrisenniveau.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Bereits mehrere Monate vor Beginn des Ukraine-Kriegs führten historisch niedrige Füllstände in den Gasspeichern – insbesondere in Anlagen von Gazprom Germania – zu einer ersten Preisexplosion. Die Unruhe auf dem Gasmarkt trieb auch den bereits seit November 2020 steigenden Strompreis weiter nach oben. In Deutschland wird jede zweite Wohnung von einer Gasheizung versorgt; hinzu kommen 7 Prozent, die über Fernwärme mit Erdgas beheizt werden. Der grösste Verbraucher ist allerdings die Industrie.

Inzwischen sind die Preise bei Neuabschluss wieder gesunken – beim Strom deutlicher als beim Gas –, sie liegen aber weiterhin über dem Vorkrisenniveau.

Deutsche Stromkunden profitieren davon, dass die jüngst stark gestiegene EEG-Umlage nun vom Steuerzahler finanziert werden muss. Mit EEG-Umlage wäre Strom für private Haushalte und Industriebetriebe teurer.

Warum ist Strom ausgerechnet in Regionen mit viel Windkraft teurer?

Die regionalen Unterschiede bei den Strom- und Gastarifen lassen sich in der Regel auf unterschiedlich hohe Netzentgelte zurückführen: Beim Strom waren sie lange Zeit im Nordosten sehr hoch, beim Gas in Teilen Ostdeutschlands. Das machte Strom ausgerechnet im Windkraftland Schleswig-Holstein teurer als in Süddeutschland. Für die unterschiedlich hohen Netzentgelte gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Je mehr in einer Region in Netzausbau und Versorgungssicherheit investiert werden muss, etwa für die Integration erneuerbarer Energien, und je ländlicher diese Region ist, desto höher ist das Netzentgelt. Die steigenden Kosten für die Integration erneuerbarer Energien umfassen auch den Unterhalt von fossilen Ersatzkraftwerken. Haushalte in Grossstädten hingegen profitieren in der Regel von günstigeren Tarifen. Dort sind die Netze gut ausgelastet, und die Kosten verteilen sich auf mehr Verbraucher.

Mit der Reform der Netzentgelte soll Strom in Re­gio­nen wie Schleswig-Holstein künftig günstiger werden; in vielen anderen Regionen wird er hingegen teurer.

Ein Grund für die weiterhin hohen Energiepreise sind gestiegene Beschaffungskosten für die Energieversorger: Am europäischen Terminmarkt liegen die Preise nach der Abkehr von billigem russischem Pipelinegas und dem Lieferstopp über die Ukraine dauerhaft über Vorkrisenniveau.

Grosshändler, die sich kurzfristig Strom zu stark schwankenden Preisen am sogenannten Spotmarkt besorgen wollen, zahlen in der Regel ebenfalls mehr als vor Beginn der Energiekrise. Für die meisten Stromversorger sind langfristige Geschäfte am deutschen Terminmarkt allerdings wichtiger. Dort sind die Preise rund doppelt so hoch wie vor der Krise.

Warum verschenkt Deutschland Strom ins Ausland?

An sonnigen und windreichen Tagen, wenn der Strombedarf eher niedrig ist, kommt es in Deutschland wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien immer häufiger zu Überschüssen in der Stromerzeugung. Die Folge: Die deutschen Kraftwerksbetreiber müssen ihren Strom verschenken oder, wenn der Preis am Spotmarkt ins Negative rutscht, für die Abnahme sogar bezahlen. Nachbarländer wie die Schweiz oder Österreich können diesen Strom dann in ihren Pumpspeichern speichern und, wenn die Nachfrage wieder steigt, zu hohen Preisen an Deutschland zurückverkaufen. Deutsche Verbraucher mit einem dynamischen Stromtarif profitieren von diesem kurzfristigen Preisverfall, ebenso Betreiber von kleineren Photovoltaikanlagen, weil sie trotz negativen Preisen eine feste Einspeisevergütung erhalten – auf Kosten der Steuerzahler. Droht das Überangebot das Netz zu destabilisieren, müssen manche Wind- und Solarparks sogar abgeschaltet werden; die Betreiber erhalten dafür Entschädigungszahlungen.

Die Zahl der Stunden mit negativen Preisen hat sich 2023 zwar mehr als verdreifacht im Vergleich zum Vorjahr, was kurzfristig immense Kosten verursachte. Dennoch bleiben sie übers Jahr gesehen die Ausnahme. Dass Deutschland Strom günstig exportieren und in wind- und sonnenarmen Zeiten aus dem Ausland teuer importieren muss, ist dagegen eher die Regel als die Ausnahme.

Auch private Haushalte in Deutschland zahlen laut Eurostat weiterhin die höchsten Strompreise in der EU. Kaufkraftbereinigt rangieren die deutschen Strompreise auf dem dritten Platz hinter Tschechien und Zypern.

Zusammen mit Dänemark hat Deutschland seit vielen Jahren die höchsten Strompreise in der EU. Auch bei Neuabschluss liegt Deutschland regelmässig auf Platz eins, wie ein Tarifvergleich der jeweils drei grössten (Grund-)Versorger in den europäischen Hauptstädten zeigt. Schuld daran sind hohe Abgaben für die Finanzierung neuer Windkraft- und PV-Anlagen, die wiederum Netzausbaukosten in Milliardenhöhe verursachen, hinzu kommt der Ausstieg aus günstiger, CO2-armer Kernkraft.

Am stärksten betroffen von den hohen Preisen ist die energieintensive Industrie, die unter anderem Papier, Glas, Zement sowie Stahl und Aluminium herstellt; insgesamt sind dort rund 15 Prozent der deutschen Industriearbeiter beschäftigt. Seit dem Einbruch der Produktion im März 2022 haben sich diese Unternehmen nie vollständig erholt, dementsprechend gering ist ihr Energieverbrauch. Für Strom zahlten von der EEG-Umlage befreite Betriebe im Jahr 2023 immer noch mehr als vor der Krise.

Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft sind industrielle Strompreise in Deutschland international nicht mehr wettbewerbsfähig. Zumindest im europäischen Vergleich liegen sie ohne erstattungsfähige Steuern allerdings nur leicht über dem EU-Durchschnitt.

Um während der Heizperiode Gas in der Stromerzeugung einzusparen, hatte Deutschland zwei Jahre in Folge die Braunkohlereserve wieder hochgefahren. Anfang 2024 sind allerdings mehrere Kohlekraftwerke endgültig vom Netz gegangen. Im Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung einen Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 vereinbart.

Weil die rund 30 000 Windräder und 2,7 Millionen Photovoltaikanlagen mangels Speichern nicht zuverlässig Strom liefern und Deutschland weitere Kernkraftwerke abgeschaltet hatte, war der Anteil der fossilen Energieträger an der Stromerzeugung im ersten Energiekrisen-Jahr stark gestiegen. Dass er im Jahr 2023 fast auf das Niveau des Corona-Jahres 2020 sank, lag zum einen am Ausbau der Erneuerbaren, zum anderen am geringeren Stromverbrauch infolge der Rezession sowie an den stark gestiegenen Importen aus dem Ausland. Auch absolut gesehen nimmt der aus fossilen Quellen erzeugte Strom – zusammen mit der insgesamt produzierten Strommenge – seit Jahren ab.

Weil die Stromerzeugung aus Windkraft zuletzt schwächelte und Deutschland zudem 2023 seine letzten Kernkraftwerke abgeschaltet hatte, stieg der Anteil fossiler Energieträger im ersten Quartal 2025 allerdings auf den höchsten Stand seit 2019.

Obwohl Deutschland seit dem Jahr 2000 viele Hundert Milliarden Euro in den Stromsektor investiert hat, verursacht das Land immer noch mehr Treibhausgasemissionen als die meisten EU-Länder. 2024 waren die CO2-Emissionen bei der Stromerzeugung pro Kilowattstunde kaum niedriger als im Jahr 2020. Das ist auch eine Folge des Atomausstiegs. Wäre Deutschland nicht aus der Kernkraft ausgestiegen, wäre der Strommix heute deutlich klimafreundlicher.

Auch auf die Preise am europäischen Strommarkt wirkte sich der deutsche Atomausstieg aus. Eine Ökonomengruppe der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg kam Ende 2022 in einer Studie zu dem Ergebnis, dass ein Weiterbetrieb der drei im April 2023 abgeschalteten Kernkraftwerke die Strompreise gesenkt hätte – sowohl in Deutschland als auch in den Nachbarländern. Die Autoren beziffern den dämpfenden Effekt auf den Strompreis auch heute noch auf 8,5 bis 12 Prozent.

Mitte April 2023 hat Deutschland die noch verbliebenen Kernkraftwerke abgeschaltet. Seither importiert das Land so viel Strom wie noch nie seit Meldebeginn – auch weil jetzt im Inla

Read More

Click to listen highlighted text!