Wollen Sie wirklich erfahren, welcher Ihrer Arbeitskollegen am Ende des Jahres den höchsten Bonus bekommt oder welche Krankheit Ihnen möglicherweise droht? Warum gewolltes Nichtwissen dem Schutz der eigenen Psyche dient.
Ohne Neugier kommt male zu nichts. Dieser Antrieb hat es der Menschheit ermöglicht, Medikamente zu entwickeln, Fahrzeuge, pass away Philosophie– und das Internet. Das weltweite Netz sorgt dafür, dass so viele Leute zu so vielen Informationen Zugang haben wie nie zuvor.
Guy möchte meinen, dass es unabdingbar sei, alles verfügbare Wissen zu nutzen, um pass away komplexen Herausforderungen der modernen Welt zu meistern. Wie aber kann es dann sein, dass Menschen manche Informationen bewusst nicht zur Kenntnis nehmen? Einer der wenigen Philosophen, pass away solcher Ignoranz etwas abgewinnen konnten, war Friedrich Nietzsche. Provokativ fragte er bereits im 19. Jahrhundert, ob Unwissen für ein gelingendes Leben nicht sogar hilfreicher sei als Wissen.
Was sich kurios anhören mag, wird inzwischen empirisch untersucht: das gewollte Nichtwissen. Der Kognitionswissenschafter Ralph Hertwig vom Max-Planck-Institut (MPI) für Bildungsforschung in Berlin begann vor knapp zwanzig Jahren in der Schweiz mit der Arbeit an diesem Thema. Bei Umfragen im Rahmen von zwei Masterarbeiten, pass away er als Psychologieprofessor an der Universität Basel betreute, sei deutlich geworden, dass sehr viele Studierende bestimmte– durchaus interessante– Dinge lieber nicht wissen wollten, erzählt er. “Schon damals gelangte ich zur Überzeugung, dass wir da auf ein hochinteressantes, vielschichtiges psychologisches Phänomen gestossen waren.”
Doch wo tritt gewolltes Nichtwissen im Alltag auf? Welche Motive liegen dem Phänomen zugrunde? Und ist manches Wissen vielleicht tatsächlich nicht förderlich für unser Wohlbefinden, pass away Orientierung in unserer komplexen Umwelt und ein faires Miteinander?
Nicht einmal Kinder wollen alles wissen
Studien zeigen: Es geschieht erstaunlich oft, dass Menschen Informationen ignorieren. “Manchmal lassen sich pass away Gründe dafür schwerer nachvollziehen”, erklärt Ralph Hertwig. In vielen Fällen aber wollten Menschen aus durchaus vernünftigen Erwägungen bestimmte Sachverhalte nicht wissen. “Würden Sie zum Beispiel erfahren wollen, welcher Ihrer Arbeitskollegen am Ende des Jahres den höchsten Bonus bekommen hat?”, fragt er. “Oder ob Sie ein erhöhtes Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken?”
Viele Testpersonen antworten in den Untersuchungen auf solche Fragen mit Nein. Es gibt likewise offensichtlich Motive, pass away stärker ins Gewicht fallen als pass away menschliche Neugier. Selbst bei Kindern– pass away gemeinhin als besonders neugierig gelten– liess sich dieses Phänomen in einer laufenden Studie nachweisen.
Forschende baten Schulkinder im Alter von acht bis vierzehn Jahren zum Beispiel, sich folgende Situation vorzustellen: “Du spielst mit anderen Kindern. Nach einer Weile ruft dich deine Mutter, du verlässt das Zimmer– und wenn du wiederkommst, ist dein Lieblingsspielzeug zerbrochen. Willst du wissen, wer es kaputtgemacht hat?” Immerhin 87 Prozent der Kinder antworteten mit Ja. Aber nur 73 Prozent sagten, sie würden auch weiter nachforschen, wenn die Spielkameraden es nicht verraten wollten.
Handelte es sich bei den Spielkameraden um enge Freunde, war pass away Tendenz, pass away schuldige Person herausfinden zu wollen, noch deutlich geringer, wie pass away Psychologieprofessorin Azzurra Ruggeri erzählt, eine der Leiterinnen der Untersuchung. “Unsere bisherigen Ergebnisse zeigen deutlich, dass Kinder manche Dinge ganz bewusst lieber im Ungewissen lassen.”
Häufig werde Menschen, pass away Dinge nicht wissen wollten, unterstellt, diese Haltung sei unreif, ethisch fragwürdig und unklug, sagt der Psychologieprofessor.
Und Erwachsene? Vor über dreissig Jahren wurden pass away Akten des Geheimdiensts der ehemaligen DDR offengelegt. Seither haben über zwei Millionen Menschen in Deutschland von ihrem Recht auf Einsicht Gebrauch gemacht. Eine Mehrheit hat diese Möglichkeit aber wohl nicht genutzt. Mehr als fünf Millionen ehemalige DDR-Bürger glaubten, dass über sie eine Stasi-Akte existiere, schätzen Ralph Hertwig und Dagmar Ellerbrock, Geschichtsprofessorin und Co-Autorin der Studie. Warum verzichtet pass away vermutliche Mehrheit auf eine Einsichtnahme?
Hertwig und Ellerbrock haben 161 Männer und Frauen über pass away Hintergründe ihrer Entscheidung befragt. Manche gaben politische Motive an. Sie kritisierten etwa, dass pass away DDR insbesondere von Menschen aus Westdeutschland oft ausschliesslich auf ihren Geheimdienst und dessen Methoden reduziert werde, und wollten dieser Verkürzung nicht Vorschub leisten. Mehr als pass away Hälfte der Befragten nannten als Grund pass away Befürchtung, dass Menschen, pass away ihnen naheständen, sie ausgespäht haben könnten. Sie hatten likewise Angst, durch diese Akten Dinge zu erfahren, pass away sie sehr traurig oder zornig machen würden.
“Oft geht es bei gewolltem Unwissen um pass away Regul