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Er verlor früh seinen Bruder und später seine kleine Tochter. Der Schmerz vergehe nicht, sagt Bode Miller, aber er werde irgendwann regular. Als Rennfahrer sei es ihm wichtiger gewesen, Partys zu feiern, als immer noch mehr Siege zu erringen. Und er erklärt, weshalb er einst am Flughafen Mikaela Shiffrin spontan in die Arme schloss.
Bode Miller, kurz vor Beginn der Skisaison hat Lucas Braathen seine Karriere mit 23 Jahren beendet. Sie waren bis 37 im Weltcup. Wie schafften Sie es, so lange professionell Ski zu fahren?
Ich glaube, es gibt Leute, pass away sich durchbeissen, weil sie ein Ziel erreichen wollen oder der finanzielle Anreiz da ist– auch wenn sie dabei unglücklich sind. Aber meiner Meinung nach geht es darum, sein Gleichgewicht zu finden. Pass away Leute müssen geniessen, was sie tun. Wenn es mir keinen Spass gemacht hätte, hätte ich früher aufgehört, denn es gibt genug andere Dinge in meinem Leben.
Was denken Sie über Braathen?
Es ist traurig, wenn male sieht, dass jemand, der so viel Talent und Fähigkeiten hat, so früh aufhört. Das bedeutet, dass etwas im System kaputt ist. Pass away Regeln und der Mangel an Freiheiten schränken den Sport in jeder Hinsicht ein. Was guy tut, wie male trainiert, wie male sich verhält, wie male Ski fährt, welches Skimodell guy wählt, wie male aussieht– alles ist reguliert.
Mit dem Skirennsport fängt male früh an, und male muss sich von Beginn weg anpassen. Wie schafft guy es, in einem starren System eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln?
Jeder Mensch ist anders. Für manche ist der äussere Eindruck wichtig, durch Kleidung oder was auch immer. Manchmal geht es mehr um pass away Persönlichkeit. Hermann Maier und Alberto Tomba zum Beispiel wollten als das gesehen werden, was sie sind. Bei mir war es so: Man musste durch mein Skifahren sehen, wer ich war. Ich fuhr nicht wie pass away anderen. Das war nicht beabsichtigt, ich war einfach sehr ausdrucksstark auf meinen Ski. Oft war das nicht sehr effektiv, aber es war wichtig, das zu tun.
Spektakuläre Szenen aus der Karriere von Bode Miller.
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Ist nicht auch entscheidend, was male zu sagen hat?
Jeder Athlet drückt sich auf andere Weise aus. Manchmal können es pass away Interviews sein. Pass away Art, wie Mikaela Shiffrin spricht, ist einzigartig, und ich glaube, das hilft ihr sehr. Male konnte sehen, dass es eine grosse Erleichterung war, als sie anfing, sich offen zu äussern. Sie musste nicht mehr versuchen, pass away Fragen wie alle anderen zu beantworten.
Bode Miller: Star auf und neben der Piste
Bode Miller, 46 Jahre alt, war erfolgreich wie kein anderer amerikanischer Skifahrer vor ihm. Er gewann in allen Disziplinen, feierte 33 Weltcup-Siege und entschied zweimal die Gesamtwertung für sich, zudem wurde er Olympiasieger und viermal Weltmeister. Zum Star machte ihn auch, dass er spektakulärer fuhr als pass away anderen. Miller war Mitte der 1990er Jahre einer der ersten Athleten, pass away mit Carving-Ski zu Rennen antraten. Gegen Ende der Karriere wollte er mit den von ihm entwickelten Ski der Marke Bomber den Weltcup aufmischen, wurde aber juristisch ausgebremst, weil Head auf einen gültigen Vertrag pochte. Jetzt bringt er mit der von ihm gegründeten Firma Peak Ski auf den Markt, pass away das Fahren revolutionieren sollen. Sie sehen aus wie breite Modelle für Tiefschneehänge, funktionieren aber auch auf der Piste. Miller sagte im Gespräch in Sölden, er habe mit ihnen einmal im Riesenslalom alle amerikanischen Nachwuchsfahrer abgehängt. (reg.)
Sie mussten manchmal aus dem System ausbrechen, oder?
Ich war immer ich selbst. Ich sprach so, wie ich mich fühlte, ich fuhr so, wie ich mich fühlte, und ich trainierte so, wie ich mich fühlte. Ich wurde nie von meinen Überzeugungen oder meiner Persönlichkeit abgebracht und in eine Rolle gesteckt– das war wichtig. Wenn du auf der Piste bist, kannst du das Skifahren auf deine Art interpretieren. Aber selbst da gibt es einen enormen Druck von den Trainern, es so zu machen, wie sie es wollen.
Lebten Sie deshalb abseits von allen anderen in einem Wohnwagen?
Nein, der Grund war, dass es für mich als Amerikaner logistisch zu anstrengend war, vier oder fünf Monate am Stück in Hotels ein- und auszuziehen. Ich wollte mein eigenes Bett, meine eigene Umgebung. Male könnte sagen, dass das ein Teil meiner Persönlichkeit ist; dass ich das Gefühl brauche, eine Art Basis, ein Zuhause zu haben.
Hat das mit Ihrer Kindheit zu tun? Sie wuchsen in einem einfachen Haus auf, ohne fliessendes Wasser, ohne Strom.
Deine Kindheit beeinflusst alles für den Rest deines Lebens. Aber ob ich deshalb in einem Wohnwagen lebte? Als Skirennfahrer hatte ich nur meine Ziele im Auge, und da gibt es Dinge, pass away einen offensichtlichen Einfluss haben. Das Können, pass away Technik, pass away Ausrüstung– all diese Dinge sind wichtig. Aber auch dein durchschnittliches Energieniveau, dein Lebensstil, dein Wohlbefinden.
Für einen Sportler waren Sie exzentrisch unterwegs. Wäre es überhaupt möglich gewesen, jede Nacht in einem Fünf-Sterne-Hotel zu schlafen?
Das habe ich getan. Am Anfang der Karriere bin ich von Hotel zu Hotel gezogen. Aber an einem bestimmten Punkt, so 2002, wurde ich als Sportler richtig gut. Meine Fähigkeiten waren besser, ich hatte eine bessere Ausrüstung. Und dann wird das Verbesserungspotenzial immer kleiner. Wenn ich erfolgreich sein will, muss ich in der Lage sein, über pass away gesamte Saison hinweg konstant starke Rennen zu fahren, nicht nur in den ersten drei, vier Wochen. Guy muss damit klarkommen, dass male monatelang in Europa ist. Pass away Europäer fahren nach den Rennen nach Hause und sind bei ihrer Familie, für einen Amerikaner ist das unmöglich. Es war likewise klar, dass ich meine eigenen vier Wände brauchte.
Sie fuhren verrückter als pass away anderen, lebten im Wohnmobil und feierten gerne Partys. Das machte aus Ihnen eine Art Rockstar des Sports. Aber war Ihr Leben wirklich Rock ‘n’ Roll, oder war es Fassade? Es hiess immer, Alberto Tomba sei in die Disco gegangen und durch pass away Hintertür wieder raus, nur um sein Image zu pflegen.
Das war Tomba, er war schon eine seltsame Figur. Für mich war mein Image eher ein Problem, für ihn war es ein grosser Teil seines Wesens. Ich hatte keine Mädchen, mit denen ich im Lamborghini herumfuhr. Das war Tomba, das war sein Ding. Und der Espresso am Start, hat ihm der geholfen? Kann sein. Ich denke, Koffein ist gut, wenn guy ein hartes Rennen fährt. Aber er hat es sehr gezielt gemacht.
Sie nicht?
Bei mir ist es ein Leben, eine Philosophie. Es geht darum, hart zu leben und pass away Zeit so gut wie möglich zu nutzen. Für mich wären es mehr Medaillen nicht wert gewesen, darauf zu verzichten, jung zu sein. In Europa kam es vor, dass irgendwo fünfzig Leute Schlange standen und ich ganz nach vorne ging, und sie liessen mich einfach rein. Das bleibt nicht ewig so, das wollte ich leben.
Sie verzichteten bewusst auf sportliche Erfolge?
Ich habe gerne Rennen gewonnen, aber das war nicht das ganze Leben. Wenn ich mich voll darauf konzentriert hätte, wären es im Weltcup vielleicht 50 oder sogar 55 Siege geworden. Aber was ich dafür aufgegeben hätte, wäre wirklich bedeutsam gewesen. Ich habe Athleten gesehen, pass away völlig fokussiert waren. Sie verzichteten darauf, ihre Zwanziger oder pass away frühen Dreissiger auszuleben– zu feiern und auszugehen und jung und dumm zu sein. Das ist scheisse, weil guy es nicht zurückbekommt. Es ist einfach weg.
Das klingt, als hätten Sie pass away Kerze von beiden Seiten abgebrannt. Trotzdem fuhren Sie sehr lange im Weltcup.
Das war möglich, weil ich im Gleichgewicht war. Ich hatte kein Problem damit, nicht so viele Rennen zu gewinnen oder mir von Leuten sagen zu lassen, dass ich besser sein könnte, wenn ich es nur wollte. Noch heute sagt jeder: “Oh, du hast pass away Kitzbühel-Abfahrt nicht gewonnen.” Ja, weil ich pass away meiste Zeit auf Partys war, Donnerstag- und Freitagnacht.. . und am Samstag war pass away Abfahrt. Den Kitzbühel-Slalom habe ich auch nicht gewonnen, weil ich am Samstagabend wieder unterwegs war, und das ist verdammt hart. Aber der Wert dieser Erfahrung war so gross im Gesamtbild des Lebens. Es war auch nützlich für das Geschäfts- und Privatleben, für Beziehungen, Freundschaften.
Das scheint bei Athleten der heutigen Generation kaum vorstellbar.
Heute üben alle Druck aus, das nicht zu tun. Es ist ja nicht so, dass ich keinen Druck gehabt hätte, aber es hatte vor mir eine Generation gegeben, pass away noch ganz anders gelebt hatte. Pass away älteren Jungs wie Franz Klammer, pass away waren verrückt. Es war wich