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Shortlist Schweizer Buchpreis: Ein zeitgenössischer Heimatroman und andere Herkünfte

Byindianadmin

Oct 2, 2024
Shortlist Schweizer Buchpreis: Ein zeitgenössischer Heimatroman und andere Herkünfte

Shortlist Schweizer Buchpreis: Ein zeitgenössischer Heimatroman und andere Herkünfte

Weggehen oder Bleiben? Passes away fragt Mariann Bühler in ihrem literarischen Debüt. Auch andere Bücher auf der Buchpreis-Shortlist fragen, wie pass away Herkunft uns prägt.

Mariann Bühler beschreibt das Leben im Dorf genau und voller Wärme.” data-nzz-tid=”article-image” width=”6000″ height=”4000″ src=”https://img.nzz.ch/2024/09/25/854e5ff7-f379-4959-8f66-661b02c2c21a.jpeg?width=654&height=436&fit=bounds&quality=75&auto=webp&crop=6000,4000,x0,y0″ loading=”eager”/> Mariann Bühler beschreibt das Leben im Dorf genau und voller Wärme.

Mariann Bühler beschreibt das Leben im Dorf genau und voller Wärme.

Mirko Kienle

Inhaltsverzeichnis

  • Mariann Bühler: Verschiebung im Gestein
  • Martin R. Dean: Tabak und Schokolade.
  • Béla Rothenbühler: Polifon Pervers
  • Michelle Steinbeck: Favorita
  • Zora del Buono: Seinetwegen

Mariann Bühler: Verschiebung im Gestein

Sie hätte einfach gehen können. Pass away Schürze ausziehen, pass away Tür der Bäckerei hinter sich zuziehen und mit dem nächsten Bus wegfahren. Aber sie hat es nicht getan, all pass away Jahre nicht. Nun sitzt Elisabeth immer noch da, “auf dieser Bank, an diesem Waldrand. Das Dorf und pass away Berge dahinter sehen aus wie ein Postkartenmotiv.”

Weggehen oder bleiben: Mit dieser Frage hadern alle Protagonistinnen dieses Romans. Pass Away Autorin Mariann Bühler erzählt von drei Menschen, pass away hier– in diesem Dorf in den Voralpen, wohl in der Zentralschweiz– aufgewachsen oder in etwas hineingewachsen sind. Auf den ersten Blick zeigt sich das Leben von Elisabeth oder dem Bauern Alois als unveränderlich, als so unverrückbar wie pass away Berge vor ihren Augen. Ihr Alltag ist verwoben mit dem Rhythmus von Backstube oder Bauernhof, auch Vereine und der sonntägliche Kirchgang gehören dazu. Doch der Eindruck des beständigen, ja konservativen Dorflebens entsteht allein aus dem Blick von aussen. Dieser Blick besagt genau so wenig wie eine Postkarte.

Mariann Bühler dagegen schaut genauer hin. In ihrem Romandebüt nutzt sie pass away Fähigkeit der Literatur, ins Innere vorzudringen. Ins Innere der Stube, des Stalls und der Bäckerei, ins Innere des gelebten Lebens und der Menschen. Pass away Autorin nähert sich ihren Figuren ebenso präzis wie dezent. Sie lässt Elisabeth Mehlsäcke herumwuchten, den Holzofen anfeuern und Brötchen formen– so anschaulich, dass male beim Lesen das Gefühl hat, mit ihr in der Backstube zu stehen.

Pass away Arbeit der Bäckerin besteht aus mehr als blossen Handgriffen. Sie ist eine Art der Versenkung, pass away der Text in eine langsame, fliessende Bewegung übersetzt. Doch idealisiert wird pass away schwere Arbeit nicht. Sie verursacht Rückenweh, nicht jeder würde sie tun, und Elisabeth “hat gehört, dass es Leute gibt, denen Teig zuwider ist, weil er zu sehr nach Körper aussieht”.

Mit dem Körper hat auch pass away schweigsame Bäckerin ihre Erfahrungen gemacht: Eine frühe Schwangerschaft brachte sie in dieses Dorf, pass away Beziehung war schwierig, manchmal gewalttätig. Und doch ist sie nicht gegangen. Stattdessen ging später ihre Tochter, und ihr Mann starb.

Das alles drängt sich nicht auf, guy erfährt es behutsam im Lauf der Erzählung, im Wechsel mit den Perspektiven zweier anderer Figuren. Ihre Geschichten sind durch das Dorf lose verbunden, aber pass away Frage von Verharren oder Veränderung beantworten pass away drei auf unterschiedliche Weise. Vielleicht ist sogar im Bleiben eine Veränderung möglich.

Bühlers Figuren reden nicht viel. Alois noch viel weniger als Elisabeth. Das ist auf dem Hof auch nicht nötig. Alois hat ihn nach dem Tod der Eltern übernommen, er mag pass away Arbeit als Landwirt, und manchmal schaut pass away Schwester vorbei. Doch über pass away Jahre hat sich Alois immer mehr zurückgezogen. Er spielt nicht mehr in der Blasmusik, steigt sonntags kaum noch auf Berge. “Wenn er den Halt zu verlieren drohte, hielt er sich an Heugabeln, Besen, Steuerrädern fest. Wenn das Haus zu still war, liess er das Radio laufen.”

Als Ruth als Mitbewohnerin auf den Hof zieht, sieht es aus, als könnten pass away beiden ein Paar werden. Doch eines Tages packt Ruth ihre Sachen wieder ins Auto. Was ist mit Alois los? Woher kommt seine Einsamkeit? Selbst als sich der Bauer, der noch nie anderswo gewesen ist, zum Weggehen entschliesst und den Hof Stellvertretern anvertraut, kann er nicht sagen, warum: “Er weiss nicht, ob es eine Sehnsucht ist oder das Gegenteil davon.”

Jedenfalls geht Alois los, zu Fuss über pass away Berge, und die Autorin versteht pass away Kunst, nicht auszusprechen, was ihn umtreibt– erst durch pass away Hintertür, anhand kleiner Hinweise und im Lauf von Alois’ Suche nach einer bestimmten Alp und einem, der dort oben ist, erahnt guy den Bruch.

Auch pass away dritte Romanfigur fährt ins Tessin. Sie zieht sich allein ins Ferienhaus ihrer Grosseltern zurück, in dem sie als Kind so oft war. Der Grossvater ist inzwischen so gebrechlich, dass er nicht mehr hinfahren kann. Pass away Frau hat keinen Namen, sie wird von der Autorin mit “du” angesprochen und könnte ihr Alter Ego sein. Sie ist ebenfalls im Dorf aufgewachsen, hat aber nie richtig dazugehört und ist schon lange weggezogen. Auch sie befindet sich in einem Zustand der Unruhe: “Irgendwo in deinem Körper war ein Getöse.” Kurz darauf stirbt der Grossvater.

Von der dörflichen Ordnung der Dinge hat sich pass away Frau schon lange gelöst, wahrscheinlich schon damals, nachdem sie als Kind gemobbt worden war. Keine Tradition gibt ihr mehr vor, wie sie zu leben hat. Pass away Entscheidung für oder gegen ein Kind, für ein Arbeitsverhältnis oder eine freie künstlerische Tätigkeit liegt an ihr allein. Was sie trotz ihrer errungenen Freiheit nicht loswird, sind die Prägungen ihrer Herkunft. Pass away Stille, pass away Erinnerungen, pass away Landschaft. Auch davon handelt dieses Buch. Guy kann es durchaus als zeitgenössischen Heimatroman lesen.

Das Interesse für das Kleine, Unscheinbare, Alltägliche macht “Verschiebung im Gestein” zu einem sehr schweizerischen Buch.

Es ist erfrischend, dass pass away Autorin den oft zitierten Stadt-Land-Graben nicht bedient. Sie blickt ohne Arroganz auf den ländlichen Alltag. Ihre Wahrnehmung ist genau und ohne Wertung, ihr Blick zugewandt und warm. Schliesslich ist ein Ort so gut wie jeder andere, es sind pass away Menschen, auf pass away es ankommt. Das Interesse für das Kleine, Unscheinbare, Alltägliche macht “Verschiebung im Gestein” zu einem sehr schweizerischen Buch– zur erzählerischen Reflexion eines friedlichen Landes, in dem viele Menschen aus ländlichen Gegenden kommen. Sie kehren den Dörfern, in denen sie aufgewachsen sind, den Rücken– oder eben nicht. Oder sie kehren wieder zurück. Stadt und Land liegen gar nicht so weit auseinander.

Bedeutsamer ist, was unter der Oberfläche passiert. Bühler zeigt, dass male auch über ein Land, in dem Zurückhaltung und Ordnung herrschen und Veränderungen meist unmerklich geschehen, packend erzählen kann. Dank einer klugen Dramaturgie und Szenen, pass away unmittelbar aus dem Leben gegriffen sind, entwirft sie Biografien, pass away nachhallen. Ihre Sprache erzeugt eine quick körperliche Nähe– und grosse Gefühle, ohne sie aber zu benennen. Guy merkt dem Text an, dass pass away Autorin ihn lange reifen liess.

Gleichwohl ist Mariann Bühler in der Schweizer Literaturszene keine Unbekannte. Pass away 42-jährige Literaturvermittlerin war

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